Narrheit der Ewiggestrigen
Witzig ist, dass sich gerade die FDP in ihrem letzten «Gedankensplitter» einer Narrenzeit-Metapher bedient. Denn die altertümliche Quintessenz dieser sogenannten fünften Jahreszeit ist doch die Gleichstellung. Aber sie werfen wie immer leere Phrasen um sich, als wären es Konfetti – und wundern sich dann über den Müll auf der Strasse.
Halten wir Folgendes fest: Die auf dem Prunkwagen und die, die ihn schieben, die, die vom Wagen werfen, und die, die sich um die Reste bücken, sowie die, die das Fest sponsern, und die, die es sauber machen, sind alle gleichgestellt. Also doch Gleichstellung – klar, solange sie bloss nicht ernst gemeint ist, sondern nur ein jährlicher Exzess fürs gute Gewissen.
Ein weiterer Punkt, an dem sich die Autorschaft nervt, ist die Indianer- und Cowboy-Kostümdebatte, Wokeness sei Dank. Besser wäre es wohl, wenn wir weiterhin Filme aus den 1950er-Jahren als Massstab für Identität nähmen, in denen die «echten Männer» mit Colts kämpften und «echte Frauen» gerettet werden wollten. So würde nämlich die Welt schön bequem bleiben für die, die nie hinterfragt wurden. Ein echtes Drama, dass Fasnacht inzwischen für alle da ist und nicht nur für Leute, die sich an veraltete Rollenmuster halten wollen.
Letztlich wird die Gleichstellungs- mit der Fleischkonsumdebatte verknüpft, was im Verlust an Kontrolle oder Privilegien kulminiert. Früher wusste man noch, was auf den Teller und in die Ehe gehört – jetzt werden sie nicht nur des Unterschieds zwischen Mann und Frau, sondern auch zwischen Hauptgericht und Beilage beraubt. Wehe denen, die Truismen wie «Männer gleich Männer», «Frauen gleich Frauen» und «Kühe gleich Essen» infrage stellen.
Wenn Gleichstellung Narrentreiben ist, dann ist Klimaschutz wohl der Aschermittwoch, an dem die Partygesellschaft merkt, dass die Rechnung fällig wird. Aber nein, Gleichstellung und Klimaschutz sind Spassbremsen – genau wie der Moment, in dem der Jetset merkt, dass man Geld nicht essen und Luft nicht kaufen kann. Wenn Gleichstellung und Klimaschutz wirklich nur Narrentreiben sind, dann sind Dekadenz und Ignoranz wohl die ganzjährige Fasnacht der Ewiggestrigen.

Vogtherr d. J., Heinrich: Der Narr, um 1540, Quelle Wikimedia